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Ansprache an Millionäre

Warum wollt ihr so lange warten, bis sie euren geschminkten Frauen
und euch und den Marmorpuppen im Garten eins über den Schädel hauen?
 
Warum wollt ihr euch denn nicht bessern? Bald werden sie über die Freitreppen drängen
und euch erstechen mit Küchenmessern und an die Fenster hängen.
 
Sie werden euch in die Flüsse jagen, Sinnlos werden dann Schrei und Gebet sein.
Sie werden euch die Köpfe abschlagen. Dann wird es zu spät sein.
 
Dann wird sich der Strahl der Springbrunnen röten. Dann stellen sie euch an die Gartenmauern
Sie werden kommen und schweigen und töten. Niemand wird über euch trauern.
 
Wie lange wollt ihr euch weiter bereichern? Wie lange wollt ihr aus Gold und Papieren
Rollen und Bündel und Barren speichern? Ihr werdet alles verlieren.
 
Ihr seid die Herren von Maschinen und Ländern. Ihr habt das Geld und die Macht genommen.
Warum wollt ihr die Welt nicht ändern, bevor sie kommen?
 
Ihr sollt ja gar nicht aus Güte handeln! Ihr seid nicht gut. Und auch sie sind's nicht.
Nicht euch, aber die Welt zu verwandeln, ist eure Pflicht!
 
Der Mensch ist schlecht. Er bleibt es künftig. Ihr sollt euch keine Flügel anheften.
Ihr sollt nicht gut sein, sondern vernünftig. Wir sprechen von Geschäften.
 
Ihr helft, wenn ihr halft, nicht etwa nur ihnen. Man kann sich, auch wenn man gibt, beschenken.
Die Welt verbessern und daran verdienen - das lohnt, darüber nachzudenken.
 
Macht Steppen fruchtbar. Befehlt. Legt Gleise. Organisiert den Umbau der Welt!
Ach, gäbe es nur ein Dutzend Weise mit sehr viel Geld...
 
Erich Kästner aus der lyrischen Hausapotheke
 
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